Zwischen den Stühlen HIN- UND HER- GERISSEN SEIN ZWISCHEN WELTEN, DER EIGENEN UND DER FREMDEN. DAS IST EINE REALITÄT, DER KINDER UND JUGENDLICHE AUSGESETZT SIND, SOBALD SIE IN EINE WOHNGEMEINSCHAFT WIE DIE UNSERE AUFGE- NOMMEN WERDEN. In Österreich werden jeden Tag sie- ben Kinder in stationären Einrich- tungen aufgenommen. Kinder, die komplexen Problemlagen ausgelie- fert waren, die oft schon alle Über- lebensstrategien aktivieren mus- sten und mitunter traumatische Erfahrungen in ihrer Biografie auf- weisen, um an diesen Platz zu ge- langen. Jedes Verhalten hat einen Grund – der Anspruch an die Betreuungs- personen mit dem traumatisierten Kind ist hoch. Es gilt, richtig ein- zuschätzen, auszuhalten und da zu sein. Das Kind nicht wegschicken, sondern es annehmen, wie es ist. Sie werden denen zugemutet, die stark genug sind, ihnen immer wieder Vertrauen und Halt zu ge- ben, ihnen das Gefühl zu geben, wertvoll zu sein. Sie brauchen Ver- ständnis, Vertrauen, sie brauchen mehr als andere das Gefühl, lie- bevoll gesehen, gehört und ernst genommen zu werden. Sie brauchen Erwachsene, die sie aushalten in ihrer Zerrissenheit; die verstehen können, dass die Sehn- sucht nach zu Hause, nach den Müttern und Vätern, die ihnen oft Schlimmes angetan haben, riesen- groß ist. Die verstehen können, dass all die positiven Dinge und Gefühle, die sie in der neuen Wohn- gemeinschaft erleben, oft eine große Abwehr auslösen, Angst machen, Schuldgefühle hervorru- fen. Sie brauchen Erwachsene, die mutig mit ihnen in Dialog treten, sie mit dem Herzen sehen und sie wertschätzen. Die mit ihnen das Leid, das ihnen widerfahren ist, schultern, ohne in Selbstaufgabe oder Mitleid zu zerfließen. Kinder mit traumatischen Erfahrungen ha- ben früh gelernt, sich anzupassen, Verantwortung zu übernehmen. Sie sind imstande, sehr viel zu leisten. Aber sie brauchen, wenn diese Überforderung nicht mehr andauert, sehr viel Fürsorge. Vor allem brauchen sie Sicherheit und Vertrauen. Es ist vor allem der eigenen Kraft dieser verwundeten Kinder zuzu- schreiben, wenn sie lernen, zu- zulassen, dass sie einen eigenen Weg gehen dürfen, abseits von einem krankmachenden System. Wenn sie lernen, zuzulassen, dass sie stark, wertvoll und einzigartig sind. Und das braucht als Allerers- tes: ZEIT! Birgit Ritzer-Mayerl Stv. Leiterin Brixlegg 15