Sozialpädagogische Pflegestellen
Eine Wohnform für junge Menschen auf Zeit
In Tirol sind wir im Auftrag des Landes mit sozialpädagogischen Pflegestellen vertreten. Doch was genau bedeutet das eigentlich?
"Kurz gesagt, wir bieten Kindern und Jugendlichen innerhalb einer Familie eine Wohnform auf Zeit", so Teamleiterin Alexandra Stock (Bild unten). "Wenn ein junger Mensch in einer sozialpädagogischen Pflegestelle lebt, dann wohnt er in der Familie der Betreuungsperson."
Im Unterschied zu einer Pflegefamilie verfügt diese jedoch über eine abgeschlossene einschlägige Fachausbildung im psychosozialen Bereich und idealerweise bringt sie Berufserfahrung in einer sozialpädagogischen oder heilpädagogischen Einrichtung mit.
Als Ausbildungen werden dabei etwa Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Psychologie, Psychotherapie, Erziehungswissenschaft, Kindergartenpädagogik oder Frühförderung anerkannt.
"Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, deren Bedürfnisse weder in einer sozialpädagogischen Wohngruppe noch in einer Pflegefamilie ausreichend erfüllt werden können", erklärt Stock. Außerdem stehen die Pflegestellen auch dann zur Verfügung, wenn die weitere Perspektive der jungen Menschen noch ungeklärt ist – etwa weil Gerichtsentscheidungen ausständig sind.
Das Konzept der sozialpädagogischen Pflegestellen sieht grundsätzlich die Aufnahme nur eines Kindes bzw. Jugendlichen vor; bei Geschwistern oder bei kurzfristigen Überschneidungen ist jedoch auch die Aufnahme eines zweiten Kindes möglich.
"Aktuell koordinieren wir vier Pflegestellen", erzählt Alexandra Stock. "Die sind unterschiedlich und vielseitig." Eine klinische und rehabilitative Kunsttherapeutin und Lebensberaterin bietet einem Jugendlichen einen Platz in ihrer bunten Familie, eine klinische und Gesundheitspsychologin hat mit ihrer Familie einen Jungen aufgenommen. Ein Mädchen lebt bei einer kreativen Erziehungswissenschaftlerin und ihrer jungen Familie, eine natur- und sportaffine Kindergarten- und Sozialpädagogin bietet einem Kind im Volksschulalter einen Platz in ihrem tierreichen und lebendigen Zuhause."
"Ich treffe mich regelmäßig mit den jeweiligen Familien und reflektiere das alltägliche pädagogische Handeln", sagt Stock. "Zentrales Thema ist das Ineinander von Arbeit und Privatleben, das durch die Aufnahme und Betreuung eines Kindes entsteht. Wir vernetzen uns mit relevanten Systempartner*innen und dem Herkunftssystem, wir organisieren Besuchsbegleitungen und unterstützen bei organisatorischen Belangen."
"Mir persönlich macht die Koordination der sozialpädagogischen Pflegestellen sehr viel Freude. Ich genieße die abwechslungsreiche Tätigkeit, die dieser Bereich mit sich bringt", erzählt die Teamleiterin. "Es fasziniert mich immer wieder, mit welcher Professionalität, Reflexionsfähigkeit und zugleich Feinfühligkeit und Warmherzigkeit unsere Partner*innen in den Pflegestellen agieren."
Die pädagogische Fachkraft in den Familien ist jeweils in Teilzeit bei Pro Juventute angestellt. "Mit großer Begeisterung beobachte ich, wie sich immer mehr Personen aus dem Sozialbereich für dieses Tätigkeitsfeld interessieren und sich unser Team binnen kurzer Zeit vergrößert hat", so Alexandra Stock.