Tiere bei Pro Juventute
Wirkungsvolle Helfer für Kinder und Jugendliche
In unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bewirken Tiere sehr viel. Natürlich integrieren wir tiergestützte Therapieformen, um die Entwicklung der jungen Menschen zu fördern. Doch dieser Artikel handelt davon, wie Vierbeiner und andere animalische Lebewesen die Heranwachsenden bei Pro Juventute im Alltag bereichern.
Denn in vielen unserer sozialpädagogischen Wohngemeinschaften lebt auch eine Katze. Einige unserer Pädagog*innen arbeiten mit Hunden und bringen die Partner mit der kalten Schnauze in die Arbeit mit. Einzelne unserer Wohnangebote beherbergen Hasen, Ziegen, Hühner und auch Pferde. Selbst Schnecken hinterlassen ihre Spur in den Herzen unserer Kinder.
Fast wie ein Streichelzoo präsentiert sich das Haus "ErLe" im oberösterreichischen Sandl. Doch in Wahrheit geht es hier um viel mehr: "Oft fehlt den Kindern und Jugendlichen, die bei uns einziehen, das Urvertrauen", berichtet Teamleiter Markus Pirchenfellner. "Mit den Tieren entsteht wieder Kontakt, so können sie wieder eine erste Bindung herstellen."
Gerade bei den jüngeren Kindern sei das von großem Vorteil, denn in diesem Haus im oberen Mühlviertel werden bereits Fünfjährige aufgenommen. Für die Pflege der Tiere erstellen die Betreuer*innen regelmäßig eine Plan, in dem mit Zweierteams jeweils ein Verantwortungsbereich vereinbart wird. "Mit Hilfe unserer Hasen, Katzen, Ziegen und Hühner stärken die Heranwachsenden ihr eigenes Selbstbewusstsein und entwickeln Stabilität und Lebensfreude."
"Pferde werten nicht. Sie schenken Vertrauen und geben bedingungslose Zuneigung", berichtet Viktoria Wagner von ihrer Arbeit in Mettmach. "Die Kinder finden auf dem Rücken des Pferdes Trost und Geborgenheit."
Da die Huftiere voll im Hier und Jetzt leben, konzentrieren sich auch die Kinder auf den Moment. "Die tägliche Arbeit mit den Tieren sowie das Umsorgen verlangt Verantwortungsbewusstsein und Mut", so Wagner.
Wichtig sei auch zu sehen, dass "uns die Pferde erden, sie zentrieren uns, sie beschwingen und ermutigen", erklärt die Sozialpädagogin. "Die Kinder und Jugendliche erlangen Selbstvertrauen durch die Fürsorge für die Tiere und gewinnen Motivation fürs Leben."
Kinder ab drei Jahren finden Aufnahme in der Wohngemeinschaft St. Leonhard in Niederösterreich. "Aufmerksamkeit ist daher etwas ganz Wichtiges", erzählt die Sozialpädagogin Jennifer Scheuchelbauer.
In einem Terrarium leben drei Achatschnecken. "Wenn ein Kind eine Schnecke herausnehmen will, braucht es immer eine*n Betreuer*in." Damit entstehe automatisch Aufmerksamkeit – sowohl für das Kind als auch für das Tier.
So müsse man die Schalentiere behutsam angreifen, um sie nicht zu verletzen. "Wenn wir uns ruhig verhalten, können wir sogar die Biss-Geräusche beim Salat-Essen hören", so Scheuchelbauer. "Es ist wirklich beeindruckend: die Achatschnecken wirken beruhigend und fördern die Tiefenwahrnehmung."
Regionsleiterin Judith Lackner bringt ihren italienischen Wasserhund Rudi regelmäßig mit, wenn sie Wohngemeinschaften besucht. "Die Kinder dürfen ihm Kommandos geben und erleben dabei ihre eigene Wirksamkeit: Kommunizieren sie klar, dann setzt Rudi das um. Wenn sie selbst unklar sind, dann erhalten sie von meinem Hund eben auch die direkte Resonanz."
Auch Hunde haben Grenzen, wenn sie etwa nicht mehr kuscheln wollen. "Unsere Kinder haben selbst oft grenzüberschreitende Erfahrungen machen müssen", erzählt Lackner. "Mit Rudi können sie erleben, dass sie die Grenzen und Bedürfnisse anderer akzeptieren müssen." Möglicherweise das wichtigste Learning aus der Arbeit mit dem Hund.
