Verstehende Diagnostik
Ein ganzheitlicher Ansatz für Biografien und pädagogische Haltung
Die Verstehende Diagnostik ist ein ganzheitlicher Ansatz, der in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften von Pro Juventute zunehmend Anwendung findet. Sie legt besonderen Wert auf die Berücksichtigung der individuellen Biografien und Beziehungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen und ist eng mit einer reflektierten pädagogischen Haltung der Fachkräfte verbunden. Ziel ist es, die Lebensrealitäten der Kinder und Jugendlichen, die wir begleiten, besser zu verstehen. So können wir eine passgenaue Unterstützung und Betreuungsplanung bieten, die sowohl Ressourcen als auch mögliche Herausforderungen – etwa im Verhalten der Kinder- und Jugendlichen – berücksichtigt.
Die Bedeutung von Biografien und traumasensibler Pädagogik
Im Zentrum der Verstehenden Diagnostik steht die Erfassung und Bearbeitung der Biografien der Kinder und Jugendlichen. Ihre Lebensgeschichten – oft geprägt von Brüchen, Traumata oder komplexen familiären Strukturen – werden nicht nur als Hintergrundinformationen betrachtet, sondern aktiv in die diagnostischen Prozesse einbezogen, um daraus passgenaue pädagogische Interventionen abzuleiten.
Ein weiterer zentraler Aspekt der Verstehenden Diagnostik ist die pädagogische Haltung der Fachkräfte. Dort, wo wir diesen Ansatz umsetzen, achten die sozialpädagogischen Fachkräfte besonders darauf, dass sie eine reflektierte und empathische Grundhaltung einnehmen. Dabei hat die Traumasensibilität eine hohe Bedeutung: Die Mitarbeiter*innen sind darauf geschult, traumatische Lebenserfahrungen der Kinder und Jugendlichen einordnen zu können. Das ermöglicht ihnen, daraus resultierende Verhaltensweisen nachzuvollziehen und empathisch zu begleiten.
Unsere Wohnangebote sollen für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen ein sicherer Ort sein, der neue Erfahrungen und positive Entwicklung ermöglicht.
Die erfolgreiche Anwendung der Verstehenden Diagnostik erfordert eine fundierte Einschulung der Fachkräfte. In unseren Angeboten werden die Mitarbeiter*innen umfassend geschult und ständig begleitet, um sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktischen Methoden der Verstehenden Diagnostik anzuwenden. Die Verbindung von wissenschaftlich fundierten Methoden mit alltagspraktischen Interventionen ist uns ein großes Anliegen zur Qualitätssicherung.
Mit der Verstehenden Diagnostik setzen wir auf eine zukunftsweisende Methodik, die der zunehmenden Professionalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe gerecht wird und gleichzeitig die Lebenswelt der jungen Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Im Rahmen unserer kontinuierlichen Fortbildung bietet die Pro Juventute Akademie im August einen spezialisierten Kurs mit Prof. Dr. Menno Baumann, der tiefere Einblicke in die praxisorientierte Anwendung und die theoretischen Grundlagen dieses Ansatzes vermittelt.
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