Vergissmeinnicht – Initiative für das gute Testament
Salzburg
NPOs sagen in Salzburg danke für 120 Millionen Euro Testamentsspenden
Der internationale Trend, Spendenzwecke im letzten Willen zu verankern, ist auch aus dem österreichischen Spendenwesen nicht mehr wegzudenken. Noch nicht dagewesene
120 Mio. Euro wurden im Vorjahr an gemeinnützige Einrichtungen vererbt – darunter eine einzelne
Testamentsspende über unglaubliche 25 Mio. Euro. Das entspricht einer Steigerung von 140 % in
den vergangenen zehn Jahren. Damit stellen Spenden aus dem Nachlass mittlerweile eine der
wichtigsten Stützen für die Finanzierung gemeinnütziger Hilfsprojekte dar. Dafür sagten
Österreichs Spendenorganisationen heute im Schlosspark Hellbrunn gemeinsam Danke und
pflanzten symbolisch Vergissmeinnicht-Pflanzen. Auch Pro Juventute Leiter Fundraising, Emanuel Freilinger pflanzte freudig, trotz strömendem Regen, Vergissmeinnicht im Schlossgarten Hellbrunn ein.
„Sowohl das Interesse aus der Bevölkerung als auch die tatsächlichen Nachlässe zugunsten
gemeinnütziger Einrichtungen nehmen in Österreich seit Jahren kontinuierlich zu“, unterstreicht
Günther Lutschinger, Geschäftsführer Fundraising Verband Austria, der vor über zehn Jahren die
Plattform „Vergissmeinnicht“ initiiert hat, um dem steigenden Informationsbedarf zum Thema
Testament und Erbrecht neutral und niederschwellig nachzukommen. Seither informiert „Die
Initiative für das gute Testament“ gemeinsam mit der Österreichischen Notariatskammer kostenlos in ganz Österreich, was beim Wunsch nach einer Testamentsspende beachtet werden sollte und warum es generell wichtig ist, seinen Nachlass zu regeln. Dieses umfassende Service zeigt Wirkung: 2012 wussten noch die wenigsten, dass man einen Teil des Testaments einer gemeinnützigen Einrichtung vermachen kann, heute sind es 92 Prozent der Bevölkerung über 40 Jahre.
Jeder neunte Spendeneuro aus einem Testament
Fast 800.000 Österreicher (16 % der über 40-Jährigen) – vor allem Menschen ohne Erben – können
sich laut Market-Studie im Auftrag von Vergissmeinnicht vorstellen, eine gemeinnützige Organisation im Testament zu bedenken. Die Salzburger liegen mit ebenfalls 16 % genau im Schnitt, hinter Wien (22 %) oder Tirol (19 %) und deutlich vor Kärnten und Vorarlberg (8 %).
„Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich das Aufkommen an Testamentsspenden fast
verdreifacht. Für dieses außerordentliche Engagement möchten wir stellvertretend für den gesamten Dritter Sektor herzlich Danke sagen“, so Markus Aichelburg, Vergissmeinnicht-Leiter, beim Vergissmeinnicht-Pflanzen in Salzburg.
Vom gesamten Spendenaufkommen (900 Mio. Euro 2022) stammten 120 Mio. Euro aus
testamentarischen Zuwendungen, die damit mittlerweile mehr zum Gemeinwohl beitragen als
Unternehmen oder gemeinnützige Stiftungen (je 10 % der Gesamtspenden).
Österreicher möchten über den Tod hinaus Gutes tun
Einen besonders großen Interessensanstieg verzeichnet „Vergissmeinnicht“ unter der wachsenden
Zahl an kinderlosen Personen. 40 % von ihnen sehen im gemeinnützigen Testament eine sinnstiftende Möglichkeit, ihr Vermögen nach dem Tod gemeinnützigen Anliegen zu widmen, die ihnen schon zu Lebzeiten wichtig waren. Auch die bereits erfolgten Testamentsspenden stammen zu über 90 % von alleinstehenden und kinderlosen Personen. „In unseren österreichweiten Infoveranstaltungen sehen wir aber auch bei Personen mit Nachkommen die Tendenz, dass sich immer mehr bewusst als Familie dafür entscheiden, einen Teil des Vermögens dem guten Zweck zu vermachen“, betont Markus Aichelburg. Testamentsspenden finanzieren sowohl laufende NPO-Projekte als auch völlig neue Hilfsangebote.
Gemeinnütziges Testament international im Trend
Entsprechend dem Leitgedanken von „The Giving Pledge“ verpflichten sich Milliardäre auf der ganzen Welt dazu, ihr Vermögen nach dem Tod zu spenden. Seit geraumer Zeit kommt dieses Konzept aber auch in der breiten Bevölkerung zahlreicher Länder immer stärker an. Mit rund 13 % vom Spendenaufkommen liegt Österreich vor Deutschland (10 %) und etwa auf demselben Niveau wie die Schweiz oder Frankreich. In Belgien und den Niederlanden machen Testamentsspenden hingegen bereits über 30 % aus. Auch in Österreich dürfte die Bedeutung von Testamentsspenden noch weiterwachsen: Einerseits werden immer mehr Vermögenswerte vererbt und andererseits steigt die Zahl der Menschen ohne Erben. Laut Studie des WU-Ökonomen Stefan Humer werden die vererbten Vermögenswerte bis 2030 von derzeit 15 Mrd. auf über 18 Mrd. Euro pro Jahr steigen.
Über die Initiative „Vergissmeinnicht“
100 Mitglieder-Organisationen aus den Bereichen Soziales, Tier- und Umweltschutz bis hin zur
Kulturförderung sind Teil der Initiative Vergissmeinnicht. Sie verbindet die Überzeugung, dass man
mit einem Vermächtnis für den guten Zweck nachhaltig positive Spuren hinterlassen kann. Mit
einem umfassenden Serviceangebot (u.a. Vergissmeinnicht-Erbrechtsratgeber, digitaler
Testamentsrechner, Online-Notarvideos) und kostenlosen Veranstaltungen klären sie seit 2012 über
das Erbrecht und die Anforderungen an ein Testament auf. Der Informationsbedarf ist nach wie vor
groß: Nur 30 % der Personen über 40 haben bereits ein Testament gemacht. 50 % bezeichnen sich
als wenig bis gar nicht über das Erbrecht informiert.